„Sehr erfreulich sind die Zahlen für den Winter 2022/2023“, berichtet Stefan Zaenker, der als Mitarbeiter der Oberen Naturschutzbehörde die Zählungen organisiert. „Im gesamten Regierungsbezirk Kassel konnten 2.750 Fledermäuse von 12 verschiedenen Arten gezählt werden. Es wurden etwa 200 der 266 bekannten Überwinterungsquartiere kontrolliert, in 131 Quartieren konnten Fledermäuse angetroffen werden.“ Die systematische Erfassung der überwinternden Fledermäuse erfolgt seit Jahren unter Mitwirkung der Arbeitsgemeinschaft für Fledermausschutz, des Landesverbandes für Höhlen- und Karstforschung, der örtlichen Naturschutzgruppen, der Hessischen Verwaltung des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön, der Forstämter, der Unteren Naturschutzbehörden und der Quartiereigentümer.
Zumeist handelt es sich bei den untersuchten Fledermausquartieren um Felsenkeller, Bergwerksstollen und Naturhöhlen, aber auch stillgelegte Eisenbahntunnel, Autobahnbrücken, Unterführungen, alte Munitionsbunker oder ausgediente Wasserbehälter stehen auf der Liste der Winterquartiere. Am häufigsten wurden Große Mausohren (780 Tiere), Zwergfledermäuse (628) und Bartfledermäuse (499) gezählt. Sehr erfreulich ist die Entwicklung bei der Mopsfledermaus, die noch Anfang der 1970er-Jahre in Hessen praktisch als ausgestorben galt. Gerade im Landkreis Fulda stieg die Zahl der überwinternden Mopsfledermäuse von 2 Tieren im Winter 2010/2011 auf nunmehr 75 Tiere im vergangenen Winter. Hotspot ist dabei der Milseburgtunnel, in dem alleine 29 Mopsfledermäuse den Winter verbracht haben.
„Langsam zeigen sich die Erfolge der gezielten Artenschutzmaßnahmen in Winterquartieren“, sagt Stefan Zaenker. Jedes Jahr werden mehrere alte Bergwerksstollen geöffnet und mit Fledermausgittern gesichert. Alte Bunker und nicht mehr benötigte Wasserbehälter werden mit speziellen Fledermaussteinen zu Quartieren umgebaut, wie vor einigen Tagen ein kleiner Munitionsbunker im Wald bei Haselstein. Zaenker hatte diese Maßnahme mit Joachim Walter, Ranger bei der Hessischen Verwaltung des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön, und mit Alina Kratofil sowie Uwe Walter (beide Forstamt Burghaun) umgesetzt. „Meist werden diese Quartiere innerhalb von ein bis zwei Jahren von den Tieren angenommen“, erläutert der Fledermausexperte, der für 2023 wieder den Umbau einiger neuer Quartiere auf dem Plan hat.
Übrigens kann auch im Sommer jeder etwas für unsere bedrohten Fledermäuse tun. Neben der Schaffung neuer Quartiere, z.B. durch ein Fledermausbrett an der Hauswand, können im eigenen Garten nachtblühende Pflanzen angepflanzt werden, die dann Insekten anlocken, die wiederum den einheimischen Fledermäusen als Nahrung dienen. Auch die Anlage eines naturnahen Gartenteichs fördert den Insektenreichtum und bietet darüber hinaus noch einen Lebensraum für geschützte Amphibienarten.