Der Regierungsbezirk Kassel umfasst die Regionen Nord- und Osthessen (NOH). In seinen sechs Landkreisen sowie den Oberzentren Kassel und Fulda ist er Heimat für rund 1,2 Millionen Menschen. Die Regionen sind wirtschaftlich stark und besonders vielfältig.
Das Regierungspräsidium versteht sich als Mittler und Dienstleister für die Region. Um sich über wichtige Themen, Anliegen und Projekte in der Region zu informieren, besucht Regierungspräsident Weinmeister in dieser Woche Menschen und Unternehmen an vielen Orten in ganz NOH. Heute steuerte die Stadt Kassel an.
Die Energiewende und die CO2-Reduktion gehören zu den drängendsten Zukunftsfragen, denen sich Politik und Gesellschaft stellen müssen. Aspekte der Energie- und Rohstoffsicherheit erhöhen die Dringlichkeit, zusätzlich beschleunigt durch die Auswirkungen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine. Über regionale Energieversorgung und Lösungen hin zu mehr Klimaneutralität informierte sich Regierungspräsident Mark Weinmeister heute bei den Städtischen Werken Kassel. Mit dem Fernwärmekraftwerk an der Dennhäuser Straße besichtigte er eine Anlage, die schon jetzt auf die Verwertung nicht-fossiler Brennstoffe setzt, und die 2025 ganz ohne Kohle auskommen soll. Dr. Michael Maxelon und Dr. Gudrun Stieglitz aus der Geschäftsführung der Städtische Werke Energie + Wärme führten den Regierungspräsidenten über die Anlage, die mit 80 Megawatt Wärmeleistung eine Schlüsselrolle für die Energieversorgung der Stadt Kassel einnimmt.
Im Zentrum des Besuchs stand die Besichtigung der 2020 in Betrieb genommenen Klärschlammbandtrocknungsanlage. Dr. Michael Maxelon erklärt dazu: „Der Umbau einer bestehenden Anlage auf CO2- neutrale Brennstoffe ist ein komplexes und technisch anspruchsvolles Vorhaben. Mit diesem Verfahren sind wir Vorreiter. Unser Team hat den Großteil der Planungen selbst durchgeführt und den Umbau stemmen wird mit der eigenen Mannschaft.“
Schon seit 2016 kommt im Kraftwerk klimaneutraler Klärschlamm, der in der Region anfällt, als Heizmittel zum Einsatz. Aktuell darf der Kohlebedarf bis zu 25 Prozent durch die Mitverbrennung von Klärschlamm ersetzt werden. Um diese Mitverbrennung noch effizienter zu gestalten und künftig weiter auszubauen, hat das zuständige Immissionsschutzdezernat des RP Kassel 2019 den Betrieb der Trocknungsanlage genehmigt. 70.000 t/a Klärschlamm können so ganzjährig unter Nutzung der vor Ort generierten Fernwärme getrocknet werden. Das macht auch einen Sommerbetrieb mit Klärschlamm möglich. Um die Geruchsemissionen zu minimieren, hat die Städtische Werke Energie + Wärme erfolgreiche Versuche mit UV-Bestrahlung unternommen. Im Frühjahr hat das RP Kassel die Anzeige für einen Regelbetrieb positiv beschieden, so dass die UV-Anlage im Sommer errichtet und im Herbst 2022 in den Regelbetrieb gehen kann.
Regierungspräsident Mark Weinmeister zeigte sich beeindruckt von der Technik: „Für die Energiewende und eine wirksame Dekarbonisierung gilt es alle verfügbaren klimaneutralen Energieträger effizient zu nutzen. Und da wird auch aus vermeintlichem Abfall ein wertvolles Gut. Mit der Klärschlammverfeuerung hat der Kasseler Kraftwerksbetreiber schon 2016 einen zukunftsweisenden Weg eingeschlagen. Mit der Klärschlammbandtrocknung ist inzwischen auch eine ganzjährige Nutzung im Kraftwerk möglich. Die Trocknungswärme gibt es dazu im Kraftwerk frei Haus. Uns als Genehmigungsbehörde nach dem Immissionsschutzrecht freut es, solche innovativen Projekte zu begleiten. Das bringt die Region im Klimaschutz einen weiteren, wichtigen Schritt nach vorne.“